Genussregion Bramberger Obstsaft und TAURISKA

Die Ausgangssituation vor knapp zehn Jahren in Bramberg: Immer mehr alte Obstbäume verschwinden. Früchte verderben in Massen ungenutzt als Fallobst. Toni Lassacher, der Obmann des Obst- und Gartenbauvereins Bramberg, konnte da nicht tatenlos zuschauen und wandte sich an den Verein Tauriska und deren Leiter Susanna Vötter-Dankl und Christian Vötter.

Zusammen erwirkten sie die Anschaffung einer Obstpressanlage, nicht nur der modernsten damals, auch der sozusagen “demokratischsten”: Zum Pressen kann schon der Kleinstbesitzer mit 20 kg Äpfel vorbeikommen. 10.000 Obstbäume wurden seit 2007 zwischen Hollersbach und Krimml gepflanzt, ständig kommen neue hinzu. Viele alte, heimische Sorten (z. B. Zwiebler, Borsdorfer, Weinling, Spitzling) findet man heute wieder in den Streuobstwiesen – in denen auch die Touristen gerne wandeln, ebenso wie in dem angelegten Obstlehrgarten.

In der Bramberger Hauptschule (jetzt Mittelschule) bekommt jeder Schüler/ jede Schülerin zum Schuleintritt ein Apfelbäumchen, darf es im Schulgarten großziehen und bei Schulabschluss mit ins Leben nehmen. Welch feinsinniges Ritual in der stürmischen Zeit der Pubertät!

Gemeinschaftliche Obstpresse zur Belebung der Region
Gemeinschaftliche Obstpresse zur Belebung der Region

Die Obstpresse wird zur Initialzündung für eine ganze Reihe an Maßnahmen. Sukzessive bauen die Projektbetreiber eine solide Wertschöpfungskette zwischen Landwirtschaft, Tourismus und Handel auf. Eine Fülle von regionalen Köstlichkeiten wird kreiert, weshalb sich die Region jetzt auch “Genussregion Bramberger Obstsaft” nennen darf. In den “GenussKorb” packen sie den Apfelsaft und das Apfelbier, den Apfel-Miniguglhupf und das Apfelbrot, in Apfeltrester gepökelten Rinderspeck, den Apfelbrand, die Apfelschokolade, die Apfelseife, den Apfelminze-Tee. Arbeitsplätze werden gestärkt, der Kleinhandel und das Kleingewerbe profitieren.

Durch ein Netzwerk sind die Akteure dynamisch verbunden: die Mitglieder der Obstpresse, der Imkerverein, Bäcker und Metzger, die Selbstversorger eines Bio-Kratergartens, die Betreiberin des Wochenmarktes beim Samplhaus. Die Bevölkerung ist aufgerufen, sich lebhaft zu beteiligen. Sei es, einen Baum im öffentlichen Bereich als Pate zu hegen und zu pflegen oder Rezepte für das Buch “Goldschatz Apfel” beizusteuern. In Seminaren ist man dem Mythos und der Heilkraft der Frucht auf der Spur. Heimische Künstler beleuchten in Ausstellungen den “Apfel in der Kunst”.

Philosoph Leopold Kohr, der verstorbene Schirmherr von Tauriska und der Leopold-KohrAkademie in Neukirchen a. Großvenediger, würde diesem Projekt in seiner Vielfalt ein entschiedenes “Ausgezeichnet” verpassen – wird hier doch vorbildlich umgesetzt, was der Alternativnobelpreisträger stets gefordert hatte: Nachhaltigkeit, regionale Identifikation, Heimat im besten Sinn. Dazu braucht es Mutmacher, regionale Kulturarbeiter mit Durchhaltevermögen. Die Vötters zeigen das mit ihrem Verein Tauriska seit 29 Jahren vor.

v.l.n.r Hanna Stöger 11,Magdalena Wallas11,Rieder Daniel 10,Melanie Lochner 10
v.l.n.r Hanna Stöger 11,Magdalena Wallas11,Rieder Daniel 10,Melanie Lochner 10

Auch die Obstpresse in Bramberg hat einen Siegeszug angetreten. Durch die angeschaffte Apfelmehlanlage kann der Apfel nun “mit Putz und Stingl”, wie man im Pinzgau sagt, verwertet werden. Bisher wurden Apfeltrester, also die wertvollen Reststoffe, verworfen oder verfüttert. Jetzt werden sie zu Pulver vermahlt und zum Backen verwendet – als fertige Mischung für den “Ruck-Zuck-Apfelkuchen” oder als Zutat der süßen Mehlspeise “EpföAugen” eines Bramberger Bäckers. Anstoß dazu hatte die Masterarbeit von Verena Olschnögger aus Mittersill an der Fachhochschule Salzburg, Studiengang Design und Produktmanagement, gegeben. Die Anlage wurde mittlerweile auf der “Anuga. Allgemeine Nahrungsmittel – und Genussmittel-Ausstellung – Taste for the Future” (Corporate Social Responsibility + Nachhaltigkeit – gesunde und nicht-industriell fabrizierte Ernährung) in Köln, der international bedeutsamen Ernährungsmesse für Handel und Gastronomie, vorgestellt.

Man hat den Eindruck, die Ideen und Aktivitäten gehen den Projektbetreibern nicht aus. Auch länderübergreifend sind sie wirksam. So tauschte man am Krimmler Tauernpass bei Miesewetter seine regionalen Produkte aus: Die Südtiroler kamen von der italienischen Seite und überreichten ihre Latschenkiefer-„Zuckerlan“ (Zuckerl) und das Schüttelbrot. Toni Lassacher und das Ehepaar Vötter näherten sich mit ihren Apfel-Spezialitäten von der Salzburger Seite. Leopold Kohr hätte seine Freude gehabt!

Gründung: 1986 Tauriska, 2006 Genussregion Bramberger Obstregion

Kontakt:
Susanna Vötter-Dankl, Christian Vötter
Tauriska, Künstlergasse 15a, 5741 Neukirchen am Grv.
Tel.: +43 (0)6565 / 6145, Mobil +43 (0)664 5205203
E-Mail: office@tauriska.at,
Obmann GR Bramberger Obstsaft:
Christian Vötter, Schönbach 13, 5733 Bramberg
E-Mail: ch.voetter@tauriska.at
Homepage: www.epfoe-genuss.at 
Obmann Obst- und Gartenbauverein Bramberg:
Toni Lassacher, 5732 Mühlbach 172
Mobil Mobil +43 (0)664 / 2270427
E-Mail: toni.lassacher@sbg.at
Homepage: www.obstpresse.at
Fotos: Tauriska